In diesem Jahr wurde der alle drei Jahre stattfindende Japanologentag in der Martin-Luther-Universität Halle ausgerichtet, und Japanologen kamen von hüben und drüben, um ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Freilich haftet solchen Veranstaltungen immer ein Hauch von Schaubudenhektik an: Es gilt schließlich, in zwanzig Minuten seine letzten Forschungsjahre zusammenzufassen, für Uneingeweihte aufzubereiten und – so vorhanden – die spannenden Aspekte herauszustellen. Daß diese Forschung sich auch eher selten mit den vorgegebenen Themen deckt, hindert natürlich nicht am Vortrag – Schlagwörter haben schließlich lange Haare, an denen man sie in solchen Situationen gut herbeiziehen kann.
Bekanntlich ist der eigentliche Sinn dieser Veranstaltungen aber nicht die Wissensvermittlung, sondern der Austausch mit den Kollegen, und es war interessant zu sehen, daß sich auch andere mit Mori Ōgai beschäftigen. Daniel Hediger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Humboldt-Universität, hielt einen Vortrag über Mori Ōgai als Hygieniker und den Beginn einer staatlichen Biopolitik in Japan. Mit ein bißchen Vorwissen konnte man zwar nicht viel Neues über Mori erfahren, dafür wartete Hediger aber mit einigen schönen Materialien auf und Zitaten auf, von denen eines aus Moris Schrift „Beriberi und Cholera in Japan“ von 1887 an die Redaktionsbürowände hiesiger Presse gemalt werden möge: „Ich schließe mit dem Wunsche, daß ein ausländischer Forscher und Publicist über ostasiatische Gegenstände und Verhältnisse doch stets mit größter Vorsicht bei seinen Arbeiten zu Werke gehen möge.“