Inoue Hisashi – Kleiner biographischer Überblick

Stationen aus Inoues Leben

Stationen aus Inoues Leben

Der Name Inoue Hisashi wird in diesem Journal öfter fallen, doch ist er sicherlich nicht jedem Leser geläufig. Möchte man erfahren, wer das eigentlich ist, so – hilft einem auch diese kleine Biographie nicht weiter. Aber irgendwo muß der Anfang gemacht werden, und ein Überblick über sein Leben ist vielleicht nicht der schlechteste:

Inoue Hisashi 井上 ひさし1 wurde 1934 in Komatsu (heute Kawanishi) in der Präfektur Yamagata im Norden der größten japanischen Hauptinsel geboren. Als er vier Jahre alt war, starb sein Vater und seine Mutter gab ihren Sohn in ein katholisches Waisenhaus in der Präfektur Miyagi. Die aufopferungsvolle Pflege der Kinder durch die Mönche beeindruckte Inoue tief und floß auch in sein Werk ein.

In seiner Oberschule in Sendai nahm er an den Aktivitäten der Schülerzeitung teil. Nach seinem Abschluß bewarb er sich bei unterschiedlichen Universitäten, zu denen er jedoch entweder nicht zugelassen wurde oder die Studiengebühren nicht bezahlen konnte. Schließlich vermittelte ihn ein Priester des Waisenhauses an die katholische Sophia-Universität in Tokyo, wo er zunächst Deutsch studierte. Davon jedoch unbefriedigt, machte er eine zweijährige Pause, um in der Präfektur Iwate zu arbeiten. Zwischenzeitlich von dem Vorhaben besessen, Medizin zu studieren, kehrte er nach weiteren erfolglosen Aufnahmeprüfungen an die Sophia-Universität zurück und welchselte dort seine Fachrichtung zu Französisch.

Noch vor seiner Graduierung schrieb er für u.a. das Striptheater Furansu-za in Tokyo-Asakusa Drehbücher und kam dort mit verschiedenen Männern in Kontakt, die ebenfalls später Größen der Schriftstellerei wurden.

Zusammen mit Yamamoto Morihisa arbeite er nach seinem Abschluß beim Fernsehen und schrieb Drehbücher für die Puppen-Animation Hyokkori hyōtan jima ひょっこりひょうたん島, die ab April 1964 fünf Jahre mit viel Erfolg ausgestrahlt wurde. Später folgten andere Fernsehroduktionen. Einer der Synchronsprecher, Kumakura Kazuo, leitete die Theatergruppe Theater Echo, für die Inoue zum ersten Mal als Dramatiker mit Der Nabel der Japaner (Nihonjin no heso 日本人のへそ) tätig wurde. Romane und Essays folgten.

Der literarische Durchbruch gelang Inoue schließlich 1972 mit seiner Erzählung Tegusari shinjū (Doppelselbstmord in Handschellen), für die er den Naoki-Preis erhielt – die wichtigste Auszeichnungen für sogenannte populäre Literatur. 1983 gründete er seine eigene Theatergruppe, Komatsu-za こまつ座, die bis heute seine Stücke aufführt. In den folgenden Jahren erhielt Inoue zahlreiche weitere Preise und seine Rolle als ein führender Kulturschaffender begann sich auch in seinen Positionen als Vorsitzender des japanischen P.E.N.-Clubs oder Mitglied der Akademie der Künste widerzuspiegeln.

Während in Japan sein dreibändiger Roman Kirikirijin – durch die Zentrale Rolle von Dialekt aus der Tōhoku-Region möglicherweise unübersetzbar – am bekanntesten unter seinen Werken ist, hat in europäischen Sprachen vor allem sein pazifistisches Drama Chichi to kuraseba 父と暮らせば (dt.: Die Tage mit Vater, übersetzt von Isolde Asai) Verbreitung gefunden.

Inoue Hisashi starb im Alter von 75 Jahren am 9. April 2010 an Lungenkrebs.

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  1. Inoues Pseudonyme sind Uchiyama Hisashi 内山廈 und Chihitsudou 遅筆堂. Sein Geburtsname schreibt sich 井上廈 (Inoue Hisashi). []

3 Kommentare

  1. Die Artikel in diesem Blog sind immer sehr interessant – obwohl ich keinerlei akademisches Interesse an Japan oder Japanisch habe – ich habe nur sehr, sehr lange dort gelebt. Allerdings fielen mir beim Durchlesen zwei Punkte auf: Inoue Hisashi kann nicht 1961 geboren sein und dann 75-jährig im Jahre 2010 sterben. Da ist die Mathematik davor. Das Todesjahr stimmt wohl; muß man halt zurückrechnen. Der zweite Punkt ist Jean-Baptiste de la Salle: Wenn mich nicht alles täuscht, ist der sogar ein katholischer Heiliger, und daß Inoue der Weg zur Sophia-Universität geebnet wurde, spricht auch eher für ein katholisches Heim. “Christlich-baptistisch” ist wohl der falsche Flavor.

  2. Vielen Dank für die beiden Hinweise! Inoue ist natürlich 1934 geboren – ich bin nicht sicher, wie die 61 dort hingekommen ist.
    Was das Heim angeht, bin ich mir nicht so sicher; ich habe an verschiedenen stellen “baptistisch” gelesen. Allerdings gibt es auch noch keine offizielle Biographie von Inoue. Die erscheint, wenn man japanischen Online-Bücherläden Glauben schenken darf, diesen Dezember. Dann wird dieser Eintrag hier sicherlich ausgebessert werden.
    Translate This! lese ich auch sehr gern – vielen Dank für’s Vorbeischauen!

  3. Inzwischen wurde der Fehler korrigiert. Inoue ging am 30. September 1949 in das Kinderheim Sendai Hikarigaoka Tenshien 仙台光ケ丘天使園 der katholischen La Salle-Klostergemeinschaft ラ・サール修道会経営. Vielen Dank für den Hinweis.

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