[Diese Serie behandelt die bei der Comic-Übersetzung auftretenden Sonderphänomene.]
Humor gilt als der Teil der Sprache, bei denen der Übersetzer zuerst bis ans Unübersetzliche stößt. Zu Recht ist darüber das ein oder andere Buch geschrieben worden – zum Beispiel das neulich hier erwähnte von Cohn: Studies in the Comic Spirit in Modern Japanese Fiction oder Hibbet: The Chrysanthenum and the Fish1.
Andere sind also lang geworden, ich werde nicht versuchen, dem Thema hier gerecht zu werden. Nur eines möchte ich ansprechen, das auch den Eintrag zur Höflichkeitssprache berührt: Ein großer Teil japanischen Humors speist sich aus unangemessen höflichem oder unangemessen unhöflichem Reden. Durch die differenzierten Möglichkeiten, die das Japanische im Umgang mit anderen bietet und den festgelegten Konventionen, die in den jeweiligen Situationen zu beachten sind, bietet ein Ausbruch daraus eine leichte Möglichkeit, überraschend und damit lustig zu sein.
Der Leser ahnt es: Im Deutschen läßt sich das nicht so leicht nachahmen. Die feinen Level des Ausdrucks fallen bei der Übersetzung schlichtweg aus, übrig bleiben die grobschlächtigen Du und Sie, die auch nicht annähernd den japanischen Höflichkeitsebenen gerecht werden können. Und damit fällt, traurig ist es, auch ein gutes Stück Humor weg und kann nur umständlich imitiert werden, indem eine besonders flapsige oder gestelzte Redeweise gewählt wird. Manch japanischer Text wirkt deshalb dröge oder erzwungen, wenngleich das im Original nicht unbedingt so sein muß – und in Comics, deren Text nur aus Dialog besteht, ist diese Art Humor besonders häufig anzutreffen, bzw., in den Übersetzungen, besonders häufig ausgelassen.
- Hibbett, Howard. The Chrysanthemum and the Fish: Japanese Humor Since the Age of the Shoguns. Tokyo [u.a.]: Kodansha International, 2002. [↩]