Auf dem fünften Forum für literaturwissenschaftliche Japanforschung, die dieses Jahr von den Kollegen der Universität Trier organisiert wird, werde ich ein Kapitel aus meine Dissertation vorstellen, in dem es um Inoues Kurzgeschichtensammlung Lebensgeschichten von Gesaku-Literaten gehen wird. Das Abstract:
Literaturhistorisches Whodunit
Drei Erzählungen Inoue Hisashis, die den Leser zum Detektiv machen
Inoue Hisashis Beschäftigung mit der Edo-zeitlichen Gesaku-Literatur hat ihm den Ruf als Neogesaku-Schriftsteller eingebracht. Fast alle seine Gesaku-Werke stellen die Autoren dieser vormodernen Unterhaltungsliteratur in den Vordergrund, sei es das dem Leben von Hiraga Gennai gewidmete Drama Der Froschkampf zwischen Außen- und Innen-Gennai (Omote ura Gennai kaeru gassen 『表裏源内蛙合戦』, 1971) oder der mit dem Naoki-Preis ausgezeichnete Roman Doppelselbstmord in Handschellen (Tegusari shinjū 『手鎖心中』, 1972), der darüber hinaus Topoi und Fabelführung einem kibyōshi von Santō Kyōden entnimmt. In der Sammlung Lebensgeschichten von Gesaku-Literaten (Gesaku sha meimei den 『戯作者銘々伝』, 1979) ist jede Erzählung einem Schriftsteller gewidmet – welchem, und in welcher Weise sein Leben oder sein Werk zutage tritt, bleibt jedoch meist bis zum Ende unklar. Stilistisch ungewöhnlich macht diese Sammlung, dass jede Geschichte eine Unterhaltung ist, von der nur einer der Sprecher wiedergegeben wird. Der Leser steht in der Verantwortung, im Laufe der Erzählung Sprecher, Adressat und Thema aus im Text hinterlassenen Hinweisen selbst zu erschließen. Dabei ist ein gewisser Grad literaturhistorisches Hintergrundwissen von Vorteil – dass die Erzählungen dennoch bilden, zum Nachdenken anregen und nicht zuletzt unterhalten, ist literarischen Techniken zu verdanken, von denen ich einige im Vortrag vorstellen und analysieren möchte.