Mehr als zwei Jahre sind seit dem letzten Eintrag vergangen, obwohl (oder gerade weil) so viel passiert ist. In einer Mischung aus medias in res und Rückschau beginne ich mit einer kleinen, tagesaktuellen Meldung: Das Buch “Die Aosawa-Morde” von Riku Onda, das ich vor zwei Jahren übersetzt habe, hat es auf die Krimi-Bestenliste des Jahres 2022 ganz nach oben geschafft.
Nicht selten bekomme ich Rückmeldungen, die nahelegen, dass die Erzählweise den Leser:innen viel abverlangt. Man kann sich erst im Laufe eines Kapitels orientieren, wer denn da eigentlich spricht und worüber. Aber gerade dieser Kniff macht das Buch so reizvoll: Da von den Hauptfiguren niemand mehr am Leben oder zu sprechen ist, wird der Mordfall von Nebenfiguren rekonstruiert, die in Form von Interviews ihren Auftritt haben. Interviews, denen der Interviewer fehlt, so dass allein die Randfiguren selbst in Monologform zum Sprechen kommen.
Mich freut es, dass dem Roman diese Aufmerksamkeit zuteil wird, denn er zieht seinen Reiz nicht aus spektakulärem Inhalt, sondern geschicktem Aufbau – einer Spezialität von Frau Onda, wie wir sicherlich in den kommenden Jahren sehen werden.